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Venice `23 Competition: „DogMan“

Venice `23 Competition: „DogMan“

Luc Besson hat entdeckt, dass Menschen mit Handicaps, BIPOC, Frauen und Queere existieren. Interessieren ihre Storys den dritten der drei umstrittenen Regisseure, denen sich Venedig bereitwillig als Bühne bietet? Nein. Aber er tut so in seiner vage von realen Ereignissen inspirierten Story eines hundelieben, gehandicapten, feminine Kleidung favorisierenden Kriminellen mit dem sprechenden Namen Doug (Caleb Landry Jones), der von einer grausamen Gesellschaft in die Enge getrieben, mit seinen vierbeinigen Freunden auf einen blutigen Rachefeldzug geht. So kriegt das Festival alte weißen Männer und vermeintliche Diversität, die dann wie bei Besson als Symptom von Fehlerziehung, physischer Verstörung und Lektüre von Frauen-Illustrierten erscheint.

Blutüberschmiert in Marilyn-Monroe-Style in einem Van voller Streuner-Hunde aufgegriffen, erzählt der auf Beinschienen oder einen Rollstuhl angewiesene Doug Polizeipsychologin Evelyn (Jojo T. Gibbs) bereitwillig seine Lebensgeschichte. Als schwarze Frau kenne sie seinen Schmerz, zementiert er das verbreitete Vorurteil vom intuitiven Zusammenhalt diskriminierter Gruppen und der Austauschbarkeit von Traumata und Gewalterfahrungen. Diese zelebriert die in düster-desolaten Kulissen schwelgende Inszenierung voyeuristisch. Von seinem bilderbuchbösen Vater (Clemens Schick) und bibelzitierendem Bruder (Alexander Settineri) im Kampfhund-Verschlag aufgezogen, entwickelt Doug eine quasi telepathische Verbindung zu Hunden und ein Faible für Travestie. Zwischen Edith-Piaf-Inkarnationen in der lokalen Drag-Bar spielt der Engel der Entrechteten oder Robin Hood. 

When man is in trouble, God sends him a dog“, zitiert Luc Besson zu Beginn seines aberwitzigen Underdog-Krimis. Deren Held hat viel Trouble und folglich viele Hunde, die praktisch seine Gedanken lesen können und noch besser: Kuchen backen. Mit ihrem von Caleb Landry Jones zuverlässig solide verkörperten Protagonisten in Schminke und Kostüm, ausgesuchtem Retro-Soundtrack sowie pessimistischen Bonmots stilisiert sich die groteske Fabel zu einem Joker-Abklatsch. Ohne den soziologischen und systemkritischen Tiefgang, versteht sich. 

  • OT: DogMan 
  • Director: Luc Besson
  • Screenplay: Luc Besson
  • Country: France 
  • Year: 2023
  • Running Time: 114 min. 
  • Cast: Caleb Landry Jones, Christopher Denham, Marisa Berenson, Clemens Schick, Michael Garza, Derek Siow, Jojo T. Gibbs, Avant Strangel, John Charles Aguilar, James Payton, Ambrit Millhouse, Eric Carter, Luing Andrews, Adam Speers, Grace Palma, William Sciortino
  • Image © Capelight Pictures
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