Das Versprechen mystischer Schönheit lastet schwer auf dem konturlosen Bilderbogen, den Evangelia Kranioti vom Heimatland ihrer Leitkommentatorin Luana Muniz ausbreitet. Weder löst die griechische Filmemacherin es ein, noch findet sie eine Neuinterpretation des gewichtigen Oberbegriffs.
Die brasilianische Dokumentarfilmerin ist lediglich die Kompilatorin des institutionellen Theaters, dessen Unmittelbarkeit von der ersten Minute an fesselt. Regie führten die parteilichen Strippenzieher, die den spektakulären Fall der unerschütterlichen Hauptprotagonistin orchestrierten.
Kann etwas Schlechtem etwas Gutes entspringen? Die existenzialistische Frage wirft der elliptische Plot auf mehreren Ebenen auf, so vielen, dass für andere Fragen kein Platz bleibt.
Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie lebt weiter in den zahllosen Gräbern, die überall in Spanien an den Bürgerkrieg und die Jahrzehnte der Diktatur erinnern. Das Kolossalste von ihnen steht im Valle de los Caidos, dem Tal der Gefallenen.
„Ich bin müde“, sagt der Straßenbahnschaffner Juvenal in einer Szene. Das ist eine Aussage, mit der sich alle ZuschauerInnen identifizieren können, wenn sie sich durch das langatmige Drama von Marcelo Gomes und Cao Guimaraes quälen. Über diesen Satz hinaus bietet der zähe Beitrag im berlinale Panorama nicht viele Anknüpfungspunkte.
Die triste Steinkulisse eines Russlands im toten Winkel zwischen Postmoderne und Rückschritt ist die Bühne, auf der die verlorenen Figuren sich buchstäblich ad absurdum führen lassen. Die geradezu genussvoll pessimistische Handlung umreißt eine schwammige Systemkritik ohne Dramatik, Tiefblick und analytische Zielsicherheit.
Am strategisch ungünstig auf den 9. November 1989 gelegten Premiere gab es wichtigere Neustarts als den des mit Ringo Röseners Filmdebüt themenverwandten Werks im Berliner Kino International.