Der filmische Kosmos Wes Andersons gehorchte von jeher dem Prinzip Style vor Story. Dass die Balance von dramaturgischer und visueller Komplexität aus dem Gleichgewicht ein beständiger Kampf für den verspielten Filmemacher ist, zeigte sich in der Vergangenheit schon deutlich an Grand Budapest Hotel und The Fantastic Mr. Fox.
"The Grand Budapest Hotel" ist jener wundervolle Klassiker der Literatur, dessen Autor zu Beginn von Wes Andersons grandiosem Eröffnungsfilm zum Publikum spricht: Ist man ein bekannter Schriftsteller, bräuchte man seine Figuren nicht mehr zu suchen.
„Lasst uns alle etwas Wünschen.“, ermuntert Lea Seydoux in der Eröffnungsszene, also schnell die Finger kreuzen und flüstern: „Einen tollen Film!“ Spoiler: das Fantasy-Fiasko war keiner.
Diese Flachlandung wäre weniger peinlich, besäße der Regisseur Sinn für den Camp-Faktor der von ihm mitverfassten Story. Doch Wan ist nicht Taika Waititi, obwohl er das bisweilen zu glauben scheint.
Hinter dem Zynismus und der Hässlichkeit des bizarren Protagonisten verbirgt sich die zerrissene Seele eines ernüchterten Träumers. Sein Schweinskopf symbolisiert den gesichtslosen Schrecken des Krieges und die gefühlte Schuld der Überlebenden.
Fast tröstlich, dass an der ebenso angestrengten wie anstrengenden Geschichte um Sommerland und Winterwälder nicht nur das Publikum leidet. Oh, war das ein gemeiner Gedanke? Nein, nein, nein, solche sind tabu im verzuckerten Zauberreich, wo alle im Grunde ihres Herzens oder im Falle der eindimensionalen Hauptfigur absolut und ohne Ausnahme gut sind.