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Disneys pseudo-realer “The Lion King” ist unverändert schwülstige Hymne auf Monarchie & Segregation

Disneys pseudo-realer “The Lion King” ist unverändert schwülstige Hymne auf Monarchie & Segregation

Das Perfideste an Jon Favreaus CGI-strotzender 1-zu-1-Kopie des Zeichentrick-Hits ist womöglich, dass sie augenscheinlich fragwürdige Wehmut nach dem Original weckt. Dabei unterminiert selbst die mehrheitlich afroamerikanische Sprecher-Cast nicht die selbstgerechte Bigotterie einer Story, die heute noch intolerabler wirkt als vor 25 Jahren. Damals herrschte wenigstens vereinzelt Empörung über den doktrinären Rassismus, versteckt hinter Shakespeare-Anleihen. Sie unterstreichen letztlich zusätzlich die dumpfe Fantasielosigkeit der mechanisch inszenierten animalischen Apologie systeminhärenter Ungleichheit.

Jede Szene der euphorischen Hymne auf Monarchie, Patriarchalismus, Klassen- und Rassentrennung ist ein uninspirierter Abguss des Trickfilms. Dessen systematische Verniedlichung von Diktatur und Diskriminierung erzielen jetzt Cover der unverändert anstrengenden Songs sowie Computertiere, programmiert auf maximalen Flauschfaktor. Leb- und Seelenlosigkeit von Simba (Donald Glover), Zazu (John Oliver), Timon (Billy Eichner) und Pumba (Seth Rogen) steht in bizarrem Einklang mit der apodiktischen Message: Befolge Traditionen, bleib an deinem sozialen Platz, akzeptiere dein Schicksal, gehorche den Machthabern.

Letzte sind in der autokratischen Savanne Löwenmännchen wie Simbas Vater Mufasa (James Earl Jones). Sein Geburtsprivileg zu hinterfragen verurteilt der pompöse Plot als Frevel, genauso Übertreten territorialer oder genderspezifischer Grenzen. Immigration der im Ödland hungernden Hyänen – allesamt hässlich und verschlagen – ruiniert das Königreich. Nala (Beyoncé) und das vereinte Löwinnen-Rudel sind machtlos gegenüber Usurpator Scar (Chiwetel Ejiofor), bis Simba zur Rettung eilt. Der Lebenskreis kann weiterlaufen – genau wie das Fließband mit überflüssigen Disney Realfilm-Remakes. 

  • OT: The Lion King
  • Regie: Jon Favreau
  • Drehbuch: Jeff Nathanson, Brenda Chapman, Irene Mecchi, Jonathan Roberts, Linda Woolverton
  • Produktionsland: USA
  • Jahr: 2019
  • Laufzeit: 118 min. 
  • Cast: James Earl Jones, Chiwetel Ejiofor, Billy Eichner, Donald Glover, John Kani, Seth Rogen, Alfre Woodard, Keegan-Michael Key, JD McCrary, John Oliver, Florence Kasumba, Beyoncé, Eric André, Shahadi Wright Joseph
  • Kinostart: 18.07.2019
  • Beitragsbild © Walt Disney
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