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„Wonka“ cloyingly sweet adaptation will have you hate chocolate

„Wonka“ cloyingly sweet adaptation will have you hate chocolate

A good chocolate should be simple“, verkündet einer der konkurrierenden Konditoren gegenüber dem pausenlos tanzenden und trällernden Titelhelden (ein bizarr fehlbesetzter Timothée Chalamet), dessen sinnesverwirrende und schwerkraftaufhebende Schokoladen so exzentrisch aussehen wie Paul Kings Kino-Kosmos. Dessen verspielte Ästhetik voller Kitsch-Kuriosa und Steampunk-Stilistik erinnert mehr an die nostalgische Naivität seiner Paddington-Adaptionen als Roald Dahls entschieden provokantere und problematischere Buchinspiration. Deren jüngste Ausgabe unterlief Dutzende Änderungen, um der heutigen Sensibilität zu entsprechen, was das vom Regisseur mit Simon Farnaby verfasste Prequel noch mehr wie eine assimilierte Ausflucht erscheinen lässt. Wonka ist ganz buchstäblich Charlie and the Chocolate Factory ohne Charlie und die Schokoladenfabrik. 

Nichts von dem, was den kontroversen Klassiker ausmacht, existiert in der Story, die weder erzählt, wo Willy Wonka herkommt – eine generische Rückblende zeigt ein Arm-aber-Glücklich-Klischee mit alleinerziehender Mutter (Sally Hawkins) – noch wie er zu dem wurde, als den man ihn kennt: ein neurotischer, narzisstischer, unterschwellig bedrohlicher Großunternehmer mit Paranoia. Der junge Wonka hingegen ist herzensguter Träumer mit Schokoladenfabrik und Songs im Handgepäck. Außer diesem besitzt er nichts er bei seiner Ankunft im pittoresken Phantasieschauplatz, wo er mit Findelkind Noodle (Calah Lane) und anderen Unglücklichen in der Wäscherei der hinterhältigen Mrs. Scrubbit (Olivia Coleman) und ihres Komplizen Bleacher (Tom Davis) schuften muss. 

Das Gaunerpaar ist eine der raren Referenzen an Dahls gehässige Gesellschaftssicht, nach der mangelnde Attraktivität immer das Wesen widerspiegelt und die Guten immer schön, klug und altruistisch sind. Selbst dann, wenn sie es sich gar nicht leisten können, wie Willy. Der spricht zum elitären Entsetzen seines Konkurrenten-Trios Slugworth (Paterson Joseph), Prodnose (Matt Lucas) und Ficklegruber (Mathew Baynton) einmal davon, „Schokolade für alle“ erschwinglich machen zu wollen. Doch nicht nur der Gedanke geht zwischen den magischen Flucht- und Verkaufsaktionen unter. Die Figuren sind so seicht wie die Lieder, die zur Entwicklung von Handlung und Charakteren nichts beitragen müssen, da dergleichen nicht stattfindet. 

Übersüß und überladen mit drolligen Details und kauzigen Figuren, versteckt Paul Kings Fantasy-Musical seinen Mangel an Originalität und Authentizität hinter kuriosen Kulissen und aufwendigen Gesangnummern. Letzte sind mit ihrer austauschbaren Gefälligkeit und den nichtssagenden Texten exemplarisch für eine allein auf schönen Schein fokussierten Inszenierung. Alles von Chalamet über die farbenfrohen Kostüme bis zur hohlen Moral ist adrett anzusehen und ausdruckslos. Der bissige bis boshafte Witz des Originals ist das Gegenteil jener biederen Beschaulichkeit, die übersättigt, ohne den cineastischen Appetit zu stillen. 

  • OT: Wonka
  • Director: Paul King
  • Screenplay: Simon Farnaby, Paul King, Roald Dahl
  • Country: USA
  • Year: 2023
  • Running Time: 116 min. 
  • Cast: Timothée Chalamet, Olivia Colman, Hugh Grant, Sally Hawkins, Paterson Joseph, Keegan-Michael Key, Rowan Atkinson, Simon Farnaby, Mathew Baynton, Matt Lucas, Jim Carter, Calah Lane, Tom Davis, Rakhee Thakrar, Natasha Rothwell, Colin O’Brien
  • Image © Warner Bros.
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