#movie #review #cinema #critic #film #festival #podcast

“Migration”: Not only the title rings false in this uncomfortable duck tale

“Migration”: Not only the title rings false in this uncomfortable duck tale

Meistens sind es die wahlweise unnötigen oder unsinnigen deutschen Verleih-Titel, bei denen man sich fragt, was sich die Urhebenden dabei dachten. Im Falle Guylo Homsys, Benjamin Renners und Zweiten Co-Drehbuchautors Mike White ist es umgekehrt. Während die hiesige Version Raus aus dem Teich die abenteuerliche Aufbruchstimmung und Ausgangslage des tierischen Travellogs wiedergibt, ist das Original nicht nur irreführend, sondern beladen mit gegenwartspolitischem Ballast. Den ignoriert das Trio hinter der schematischen Slapstick Comedy allerdings demonstrativ. Womöglich die bessere Entscheidung angesichts der narrativen Misstöne der scheinbar naiven Story um den überängstlichen Erpel Mack (Stimme: Kumail Nanjiani), der zum Familienurlaub nach Jamaika aufbricht. 

Allerdings verlassen Jahresvögel ihre Heimat nur aus gravierenden Gründen wie schwindenden Lebensraum oder Nahrungsmangel. Doch der Plot bagatellisiert dergleichen ökologische Alarmzeichen als Ferienlust der Fauna. Interpretiert man diese als menschliche Metapher, kommt dazu die privilegierte Ignoranz der ökonomischen und beruflichen Faktoren dafür, dass nicht alle ins Blaue aufbrechen könne. Bis Mack und seine biedere Bilderbuch-Sippe  aus Partnerin Pam (Elizabeth Banks), Onkel Dan (Danny DeVito) und den Kindern Dax und Gwen am paradiesischen Ziel ankommen, warten zahlreiche geschmackloser Gags mit fragwürdigen Implikationen. Der elitäre Ekel der Enten vor schmutzigen Stadttauben wie Chump (Awkwafina) wird bestätigt und deren schmerzhafte Unfälle dienen als Lacher.

Letztes ist Teil des brachialen Humors, der großteils auf Missgeschicken, Angriffen und Stürzen basiert. Der Rest sind klassistische Klischees wie Chump oder rassistische Stereotypen wie der mit jamaikanischem Akzent sprechende Papagei Delroy (Keegan-Michael Key), den Mack und Pam unter Einsatz ihres Lebens aus seinem Käfig befreien. Dazu kommt noch ein als geldgierig dargestelltes Bio-Bauernpärchen und eine Rettung in letzter Minute mit Federkleid in den Farben der US-Flagge. Dass die exotisierte Fremde nicht nur ein Spielplatz für reiche Reisende ist, wird genauso wenig bedacht wie die Folgen der Ansiedlung einer domestizierten Art. Immerhin sind letztes alles weiße Ente – rein zufällig, versteht sich.

Achtzig Minuten Enten füttern im Park ist spannender als Benjamin Renners und Guylo Homsys aufdringliches Animations-Abenteuer, dessen episodischer Story selbst auf der überschaubaren Strecke die Puste ausgeht. Ohne die gut aufgelegten Original-Stimmen ist die einzige fragwürdige Stärke der deutschen Fassung das Geschick, mit dem die Macher ihre rassistischen, klassistischen und neo-liberalen Sentiments in eine trügerisch unbedarfte Geschichte einflechten. Dieser bigotte Subtext passt zur verstaubten Ästhetik und den nervigen Songs der grobschlächtigen Inszenierung.

  • OT: Migration
  • Director: Benjamin Renner, Guylo Homsy
  • Screenplay: Mike White, Benjamin Renner
  • Country: USA
  • Year: 2023
  • Running Time: 82 min. 
  • Cast: Elizabeth Banks, Awkwafina, Danny DeVito, Carol Kane, Keegan-Michael Key, Kumail Nanjiani, David Mitchell, Jimmy Donaldson, Elyas M’Barek, Jason Marin, Caspar Jennings, Tresi Gazal
  • Image © Universal Pictures
This piece first appeared …