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“Wish” … basically a weird allegory of Walt Disney himself

“Wish” … basically a weird allegory of Walt Disney himself

Ist es Zufall, dass Chris Bucks und Fawn Veerasunthorns just zum hunderten Jubiläum des House of Mouse von diesem produziertes Fantasy-Abenteuer nicht nur aussieht und klingt wie eine Analogie des Werdegangs des Animationsstudios, sonder auch dramatisch vor Gefahren und mehr noch, persönlichen Auswirkungen des Diebstahls intellektuellen Eigentums. Dessen Symbol sind die Wünsche, die das Volk des idealen Inselkönigreichs Rosas am 18. Geburtstag seinem zaubermächtigen König Magnifico (Stimme: Chris Pine) anvertraut, auf dass er einen für die alljährliche Erfüllungszeremonie auswählt. Bei ihrem Bewerbungsgespräch für den begehrten Posten königlicher Assistentin entdeckt die 17-jährige Asha (Ariana DeBose), dass Magnificos Auswahl nicht keineswegs so altruistisch ist.

Manche Dinge sind zu schön, um wahr zu sein. So auch die progressive Prämisse, mit der Buck und seine Co-Drehbuchautorin Jennifer Lee an ihre Welterfolge Frozen I und II, sowie innovative Disney-Produktionen wie Encanto anknüpfen. Eine entschlossene Heldin mit gemischtem Familienhintergrund, diverser Freundesclique – Ashas Freundin Dahlia (Jennifer Kumiyama) ist eine selten positive Repräsentation einer Figur mit Handicap – es gibt keine Romanze, die einzige relevante Paarbeziehung löst sich, Autorität wird kritisch betrachtet, Traditionen werden hinterfragt und das Happy End ist im Grunde nur die Chance auf eines. Was die trotz nostalgischen Charmes ernüchternd inspirationsarme Inszenierung wie daraus macht, ist indes ambivalent.

Obwohl Magnficos Machtmissbrauch ursprünglich altruistisch motiviert ist, er zahllosen Menschen in Rosas ihre Herzenswünsche erfüllt und allen eine sichere Heimat gegeben hat, seine Paranoia einem nie ergründeten Kindheitstrauma entspringt und seine Sorge um negatives Potenzial einiger Wünsche berechtigt ist, wird er drakonisch bestraft. Im Gegensatz zu Ashas verräterischem Freund Simon (Evan Peters). Die Motivation der  Bevölkerung, die sich im Handumdrehen gegen ihren geliebten Herrscher wendet, gleicht verdächtig Wut über die Nichterfüllung ihrer Wünsche. Nicht nur die monarchistischen Machtstrukturen, sondern das Auswahl- und Anleitungsverfahren zur Wunscherfüllung werden beibehalten. Und die magische Hilfe, ohne die Ashas Chancen schlecht stünden? Fällt buchstäblich vom Himmel.

Ein korrumpierter Konzernkönig, der seine Kraft aus fremden Träumen zieht und dessen Ideal einer magischen Märchenwelt sich schleichend in eine auf Personenkult, Profit und Paranoia basierende Wunschfabrik verwandelt … Schon klar, wen Chris Bucks und Fawn Veerasunthorns Fantasy-Abenteuer meint. Doch außerhalb des spezifischen allegorischen Rahmens ist die in nostalgischem Tusche-Stil animierte Story eine ebenso unebene wie unentschlossene Fabel über Freundschaft und Freigeistigkeit. Die unter der deutschen Synchro leidenden Songs und obligatorischen Tier-Sidekicks sind noch anstrengender als die seichten Gags. Anspielungen für ältere Zuschauende beschränken sich auf penetrante Selbstbeweihräucherung mittels Disney-Zitaten. Eine optisch und inhaltlich zwiespältiges Werk, das manches zu Wünschen lässt. 

  • OT: Wish
  • Director: Chris Buck, Fawn Veerasunthorn
  • Screenplay: Chris Buck, Jennifer Lee, Allison Moore
  • Country: USA
  • Year: 2023
  • Running Time: 92 min. 
  • Cast: Chris Pine, Alan Tudyk, Harvey Guillén, Victor Garber, Ariana DeBose, Della Saba, Angelique Cabral, Ramy Youssef, Natasha Rothwell, Jon Rudnitsky, Niko Vargas, Jennifer Kumiyama, Evan Peters
  • Image © Walt Disney
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