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„791 km“: Driving that long would be more entertaining

„791 km“: Driving that long would be more entertaining

Womöglich ist die Titelzahl Tobi Baumanns Road Movies tatsächlich ein Insider-Gag zwischen ihm und Drehbuchautor Gernot Gricksch, die ebensogut die gefühlte Laufzeit meinen könnten. Oder, dass eine Tour von München nach Hamburg unter suboptimalen Bedingungen, wie sie die fünf Figuren bewältigen müssen, nicht anstrengender sein kann als die filmische Fahrt. Deren Prämisse ist inszenatorisch Programm: Es gibt eine festgelegte Strecke und die muss bewältigt werden. Alle wissen genau, wo‘s langgeht, was die Zwischenstationen sind und wie das Ziel aussieht. Wenn nicht nach Lektüre der Synopsis, dann spätestens nach Etablierung der Ensemble-Cast aus altbekannten Stereotypen, die der Zufall zur Schicksalsgemeinschaft macht.

Jener Zufall ist ein Sturm, der sämtliche Bahnverbindungen kappt, so dass Entrepreneurin Tiana (Nilam Farooq), ihr unfähiger Freund Philipp (Ben Münchow), Bourgeoisie-Boheme Marianne (Iris Berben) und die betreuungsbedürftige Susi (Lena Urzendowsky) sich ins Taxi des mürrischen Josef (Joachim Król) quetschen. Natürlich offenbart die einzig von Pinkelpausen dramatisch aufgepeppte Reise die kleinen und großen Probleme, für die sich ebenso selbstverständlich eine Lösung findet und wo das nicht möglich ist, wird so getan, als ob. Das Ganze soll vielleicht etwas über sozialen Zusammenhalt in Krisenzeiten sagen, tut dies aber mangels realistischer Repräsentation nicht. Im Abendprogramm des TV-Produktionsstudios vielleicht akzeptabel, auf der Leinwand nicht. 

Man müsse unterscheiden zwischen Verbrechen und dem ganz normalen Wahnsinn, sagt im einzigen halbwegs amüsanten Moment eine Kriminalbeamtin. Deren Feststellung lässt sich auch auf Tobi Baumanns generische Dramödie übertragen. Es gibt Film-Verbrechen und den ganz normalen Kinomist. Die auf einfallslose Endlos-Dialoge beschränkende Plot zählt dank der soliden Darstellenden und handwerklich passabel Präsentation zu zweiten. Etwas Besseres lässt sich darüber nicht sagen. 

  • OT: 791 km
  • Director: Tobi Baumann
  • Screenplay: Gernot Gricksch
  • Country: Germany 
  • Year: 2023
  • Running Time: 103 min. 
  • Cast: Iris Berben, Joachim Król, Nilam Farooq, Ben Münchow, Lena Urzendowsky, Götz Otto, Alexander Beyer, Barbara Philipp, André Dietz, Lea Luisa Schönhuber, Denis ‘Marshall’ Ölmez, Marina Lötschert, Tim Richter
  • Image © Filmwelt
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