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„Miller‘s Girl“: Wants to be sexy and smart, ends up sexist and stupid

„Miller‘s Girl“: Wants to be sexy and smart, ends up sexist and stupid

Mit seiner kruden Mischung aus sexistischem Sensationalismus, misogyner Manie und privilegierter Paranoia funktioniert Jade Hailey Bartletts erstem und hoffentlich einzigem Spielfilm besser als filmischer Flashback in die Zeit Ende 80er bis Mitte 90er. Damals wurden sexuell aufgeladene Storys nymphomaner Karrierefrauen und ruchloser Romanautorinnen, die ehrbare Männer zerstören wollten, fast zum eigenen Subgenre. Das prägte offenbar die Regisseurin beim Verfassen ihres Szenarios, das wie eine Porno-Prämisse klingt. Das beginnt schon beim Namen Jenna Ortegas Oberstufenschülerin: Cairo Sweet vertreibt sich als Tochter steinreicher, dauerabwesender Eltern ihren erotischen Ennui mit Bestie Winnie (Gideon Adlon) und dem titeltragenden Autor. Henry, nicht Arthur, versteht sich. 

Dessen Nachname ist auch der ihres Literaturlehrers Jonathan (Martin Freeman). Cairo ist scharf auf den gescheiterten Schriftsteller, der sie vorgeblich nur für ihr Schreibtalent schätzt, während Winnie auf Naturwissenschaftslehrer Fillmore (Bashir Salahuddin) steht. Beide schmieden einen perfiden Plan. Ein lasziver Lehrbuchdialog soll dem Publikum erklären, warum wohlhabende, gebildete, attraktive junge Mädchen auf alte dicke öde Typen stehen. Das Resultat ist eine abstruse Altherrenphantasie von der Verführungskraft graumelierter Haare bis zur Begehrlichkeit betagter Belesenheit. Die erotische Ernsthaftigkeit des hinter der verruchten Fassade peinlich prüden Pseudo-Pulp könnte amüsant sein, würde der stupide Schulmädchenreport nicht in eine problematische Pervertierung des Victim Blaming münden.

Sexy sei ihr egal, sie wolle nur smart wirken, echot Jenna Ortegas sexistisches Stereotyp die pseudo-progressive Prätention Jade Halley Bartletts misogyner Moral-Mär. Deren krampfig cleverer Konservativismus verurteilt Sensibilität für professionelle, psychische und physische Übergriffe als Bias gegen schwer unterdrückte reiche weiße alte cis Männer. Deren Ruin ist in der unfreiwilligen Farce das in manierierten Monologen erklärte Ziel lehrerverführender Lolitas. Als solche entfaltet Ortega zwar darstellerische Präsenz. Doch der fehlt die nötige Subversion zum Untergraben der abstoßend zynische Message, eine von den toxischen Theorien eines verstaubten Literaturkanons inspirierte destruktive Dynamik sei Quelle kreativer Inspiration. Was aus dieser wird, zeigt abschreckend Bartletts Beispiel. 

  • OT: Miller‘s Girl
  • Director: Jade Halley Bartlett
  • Screenplay: Jade Halley Bartlett
  • Country: USA
  • Year: 2023
  • Running Time: 93 min. 
  • Cast: Martin Freeman, Jenna Ortega, Bashir Salahuddin, Gideon Adlon, Dagmara Domińczyk, Christine Adams, André Wilkerson, Ray Fawley, Trace Haynes
  • Image © Lionsgate 
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