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“Mean Girls”: The actors are great and that’s about it

“Mean Girls”: The actors are great and that’s about it

Würde man heute jemanden fragen, wo Sprüche wie „You can‘t sit with us!“ und „On Wednesdays we wear pink“ herkommen, wäre die Antwort wohl: aus irgendeinem Button-Shop. Falsch ist das nicht, denn Tina Feys zwei Jahrzehnte altes Drehbuch-Debüt ist ein popkulturelles Paradox, das zu referieren angesagter geworden ist als der eigentliche Film. Selbiger wird dadurch kurioserweise noch mehr zum kinematischen Pendant der nicht ganz heimlichen Heldin und Anführerin des am Highschool-Setting tonangebenden Trios. Regina George (starke Stimme: Reneé Rapp) wird zwar von allen nachgeahmt, aber sogar von ihren Yes-Girls, der unsicheren Gretchen (Bebe Wood) und tumbe Karen (Avantika) gefürchtet.

Warum eigentlich, das macht Feys Neuauflage ihres eigenen Skripts wie eine ganze Reihe handlungstragender Aspekte nie deutlich. Womöglich, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass Menschen weder das Original noch seinen von Samantha Jayne und Arturo Perez Jr. für die Leinwand adaptierten Musical-Ableger kennen. Wohl eher aber, weil die flache Charakterisierung der Figuren im Widerspruch zu den ihnen zugewiesenen Funktionen stehen. Die in Kenia aufgewachsene Cady Heron (Angourie Rice) soll als naive Neue den korrumpierenden Einfluss der Highschool-Hierarchien vorführen, agiert dafür jedoch von Anfang an zu verschlagen. Das gilt noch mehr für Janice (Auliʻi Cravalho) und ihren treuen Sekundanten Damien (Jaquel Spivey).

Janice wirbt um Cadys Gunst vor Regina, der sie wegen eines Grundschulstreits das Genick brechen will – was ihr nicht nur im übertragenen Sinn fast gelingt. Obwohl die Gemeinste der nicht wirklich gemeinen Mädchen, muss sie sich weder entschuldigen noch bessern. Nicht die einzige fragliche Lektion der aufgesetzt ironischen  Inszenierung. Hinter deren Fassade demonstrativer Diversität und krampfhaft cleverer Coolness blitzt an allen Ecken der schicken Sets der lehrpädagogische Ursprung, dessen Blick auf die (implizit noch immer binär-weibliche) Welt so peinlich pseudo-aktuell und egomanisch wirkt wie Reginas aufdringliche Mutter (Busy Philipps). Die früh bemerkt, was schon 2004 galt: „Besser wird‘s nicht“.

Dynamische Choreographien, passable Songs mit ein paar amüsanten Zeilen und knallige Kostüme liefern den kindlich-bunten Rahmen der mitreißenden Darstellungen, die das überflüssige Quasi-Remake der verstaubten Kult-Komödie tragen. Nicht zufällig sind es die Antiheldinnen und Nebenfiguren, die nicht sofort verdrängt werden. Dass der manipulative Moralismus des selbstverliebten Sittenbilds sich in den zwanzig Jahren seit Erscheinen des ersten Mean Girls weder gelockert noch relativiert hat, unterstreicht paradoxerweise den Zeitgeist der Produktion. Deren von elitärer Exklusivität bestimmte Mikrokosmos, in dem die Hauptrollen weiterhin weiß sind, Queerness als verkappte Ursache der Konflikte erscheint und Selbstboykott Sexismus abgelöst hat, ist ein trügerisch sympathisches Symptom neokonservativer Nostalgie. 

  • OT: Mean Girls
  • Director: Samantha Jayne, Arturo Perez Jr.
  • Screenplay: Tina Fey
  • Country: USA
  • Year: 2024
  • Running Time: 111 min. 
  • Cast: Angourie Rice, Jon Hamm, Reneé Rapp, Tina Fey, Jenna Fischer, Ashley Park, Auli’i Cravalho, Christopher Briney, Busy Philipps, Avantika, Bebe Wood, Tim Meadows, Brian Altemus, Allison Winn, Jaquel Spivey, Connor Ratliff
  • Image © Paramount Pictures
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