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“Saw X”: Only scary as insipid illustration of republican radicalisation

“Saw X”: Only scary as insipid illustration of republican radicalisation

Eine positive Facette hat Kevin Greuterts Dritter Beitrag zu James Wans Folter-Franchise. Nach Saw 3D und Saw VI, die zu den am schlechtesten bewerteten der durchweg negativ rezipierten Kino-Reihe zähen, war erstmal sieben Jahre Ruhe. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als habe das Publikum genug von scheinheiligem Sadismus, biblischer Brutalität und drakonischem Darwinismus der Abu-Ghraib-Ära. Die auffällig wohlwollende Besprechung der Jubiläumsfolge, die chronologisch zwischen das erste und zweit Sequel fällt, dämpft allerdings die Hoffnung auf einen weiteren Urlaub von den perversen Puzzeln John Kramers aka Jigsaw (Tobin Bell). Dessen Leinwand-Rückkehr ist in vielerlei Hinsicht der quintessenzielle Saw-Film. 

Qualitätsanstieg bedeutet das bei einem so generischen Geldgenerator nicht. Tatsächlich ist die Inszenierung die ödeste seit Saw VI. Spannung oder Schrecken kommen nie auf, die Marter- und Mordmaschinen sind einfallslos, die Selbstverstümmelung beginnt – ein Gewaltgedankenspiel ausgenommen – erst nach der Hälfte des fast zweistündigen Plots. Der lenkt die Sympathien mittels Seifenoper-Sentimentalität auf den krebskranken Killer, der auf Dr. Pedersons (Synnøve Macody Lund) Wunderkur setzt. Dass die teure Therapie Betrug ist, wäre selbst ohne Spoiler-Trailer absehbar. Trotzdem wird alles ausgewalzt, um für Kramer Mitleid zu generieren, das seinen Opfern verwehrt wird. Wenn Pederson ihn als „Heuchler“ bezeichnet, wirkt das auch auf dramaturgischer Ebene entlarvend.

Der ideologische Impetus der Sadismus-Serie war schon unübersehbar, bevor ihn Kevin Greuterts Jubiläumsfortsetzung in den Mittelpunkt rückte. Am deutlichsten illustriert darin eine abgeschmackte Hommage an Abu Ghraibs Folterer, mit denen bereist erste Saw in Bezug gesetzt wurde, deren republikanische Radikalisierung. Jene macht den dramaturgisch und inszenatorisch drögen Splatter, in dem einzig Tobin Bells Darstelllung zuverlässig überzeugt, bei einer vom neo-liberalen Zeitgeist geprägten Kritik erfolgreicher als die filmischen Vorgänger. Das tut weh, nicht nur cineastisch. 

  • OT: Saw X
  • Director: Kevin Greutert
  • Screenplay: Josh Stolberg, Pete Goldfinger
  • Country: USA
  • Year: 2023
  • Running Time: 118 min. 
  • Cast: Tobin Bell, Shawnee Smith, Synnøve Macody Lund, Steven Brand, Renata Vaca, Joshua Okamoto, Octavio Hinojosa, Paulette Hernández, Jorge Briseño, Costas Mandylor, Michael Beach, Isan Beomhyun Lee, David Alfano, Katie Barberi, Lucía Gómez-Robledo, Donagh Gordon
  • Image © StudioCanal
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