#movie #review #cinema #critic #film #festival #podcast

„Die Mittagsfrau“: A frustratingly flat fictional account about complicity

„Die Mittagsfrau“: A frustratingly flat fictional account about complicity

Der Titel Barbara Alberts larmoyanten Lebensbilds passt nicht, insofern die schlesische Sagengestalt in der fünf Jahrzehnte umspannenden und sich noch länger anfühlenden Adaption Julia Francks gleichnamigen Bestsellers gänzlich irrelevant bleibt, und passt doch, weil er den Schnittpunkt trifft von Aberglaube, Altdeutschem, Abenteuer und Ahnensagen, die essenziell sind für den romantischen Revisionismus zeitgenössischer Heimatliteratur und -filme wie Dörte Hansens Altes Land oder Daniela Kriens Irgendwann werden wir uns alles erzählen. Darin verdrängt die Sehnsucht nach Unberührtheit, Idylle und Eintracht eine nach Sinnlichem, Schicksalhaftigkeit und Schmerz. Theatralische Tropen und phrasenhafter Pathos (melo)dramatisieren belanglose Bildungsbürger-Biografien wie jene der von Francks Großmutter inspirierten Heldin.

Helen ist zu Beginn der im Nachkriegsdeutschland ansetzenden Handlung an die 50, sieht aber nicht älter aussieht als die 27-jährige Mala Emde. Sie immerhin spielt überzeugend die bourgeoise Unternehmertochter, deren fragwürdige Lebensentschlüsse in einer epischen Rückblende gerechtfertigt werden. Mit ihrer älteren Schwester Martha (Liliane Amuat) flieht Helene in den 20ern nach Berlin zu ihrer feierlustigen Tante (Fabienne Elaine Hollwege). Den Traum vom Medizinstudium und die Liebe zu Literaturstudenten Karl (Thomas Prenn) zerstört der Faschismus, der Helene zur Heirat mit Nazi Wilhelm (Max von der Groeben) veranlasst. Nicht nur hier rehabilitiert, relativiert und romantisiert die in Trivial-Theatralik schwelgende Story Privilegien und Opportunismus.

Die weitgehende Beschränkung auf wenige häusliche Kulissen, Anachronismen und Theaterfundus-Kostüme lassen die eklektischen Ereignissen befremdlich bühnenhaft wirken. Papierene Dialoge und narrative Tropen untergraben die schauspielerischen Leistungen, insbesondere Mala Emdes. Zwischen Theatralik und Trivialität sucht die historische Seifenoper sympathische Rechtfertigungen für faschistische Verstrickungen und offenbart ihr Talent in der perspektivischen Korrektur problematischer Biografien.

  • OT: Die Mittagsfrau
  • Director: Barbara Albert
  • Screenplay: Barbara Albert, Julia Franck, Meike Hauck
  • Country: Germany, 
  • Year: 2023
  • Running Time: 136 min. 
  • Cast: Mala Emde, Max von der Groeben, Thomas Prenn, Liliane Amuat, Laura Louisa Garde, Fabienne Elaine Hollwege, Steve Karier, Elisabeth Wasserscheid, Sven Schelker, Dimitri Stapfer, Fine Sendel, Sina Reiß, Helena Pieske, Paraschiva Dragus, Max Thommes, Laurids Schürmann
  • Image © Wild Bunch 
This piece first appeared …