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“Miss Viborg”: Tragicomical look at late love of pill pushing ex beauty queen

“Miss Viborg”: Tragicomical look at late love of pill pushing ex beauty queen

Sein sozialkritisches Potenzial verrät Marianne Blichers kauziges Kinodebüt in den flüchtigen Momenten, in denen die schwarzhumorige Story an die unbeachteten Tragödien hinter den tristen Fassaden des heruntergekommenen Handlungsschauplatzes erinnert. Im Provinz-Plattenbau begegnen sich die gescheiterten Unterschichtsexistenzen, deren Traum von bürgerlicher Bequemlichkeit sich nie erfüllte, beim Gassi-Gehen mit dem Rollator oder am Raststätten-Imbiss. Wie die unter Extrapfunden begrabene Kleinstadt-Schönheit Solvej (Ragnhild Kaasgaard), die ehemals die titelgebende Auszeichnung errang und nun ihre verschreibungspflichtigen Medikamente im Viertel vertickt.

Oder die ehemalige Teenager-Mutter (Josephine Park), deren 17-jährige Tochter Kate (Isabella Møller Hansen) nur die Wahl zwischen Sozialhilfe und Sackgassen-Job bleibt. Oder vereinsamte Lastwagenfahrer Preben (Kristian Halken), der auf einmal mit Blumen vor Solveigs Tür steht, weil Kate über deren Fernfunkgerät ein Date arrangiert hat. Wie die zwei Senioren und die Jugendliche sich annähern, abstoßen und wieder annähern, wurde so ähnlich oft erzählt, aber selten mit dem schauspielerischen Feingefühl und herben Humor der menschelenden Milieukomödie. 

Deren Herz bleibt auf narrativer und emotionaler Ebene indes die gealterte Protagonistin, deren sozialer Rückzug und Selbstbetäubung mit Essen in der Gegenwart weit tragischer sind als Jahrzehnte zurückliegende Verluste. Wie so viele Tragikomödien über Sehnsüchte und Alltagskämpfe der Unterschicht scheitert der Plot letztlich an der dramaturgischen Distanz der Regisseurin und ihres Co-Drehbuchautors Rasmus Birch zum dargestellten Prekariat. Dem versperrt nicht biografischer Ballast den Weg, der sich dem Figuren-Trio plötzlich allzu leicht eröffnet, sondern gesellschaftliche Hierarchien. 

Die vertraute Handlung, die auf ähnlich wackeligen Beinen steht wie die Titelfigur, streift in aussagekräftigen Szenen die Verelendung und Verzweiflung in den billigen Sozialbauten des schäbigen Schauplatzes. Doch richtig nah ran an die Lebensrealität einer einsam und würdelos sterbenden alten Generation und einer von Aufstiegschancen angeschnittenen jungen wagt sich Marianne Blichers launiges Leinwanddebüt dann doch nicht. Die kontrastreiche Farb- und Figurenpalette macht die gefällige Geschichte einer unwahrscheinlichen Frauenfreundschaft indes zu mehr als einer reinen Schauspielposse.

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