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“Belle & Sébastien: Nouvelle génération”: Sounds familiar? It is.

“Belle & Sébastien: Nouvelle génération”: Sounds familiar? It is.

Selbst wenn man großzügig übersieht, dass Cécile Aubreys Kinderbuch-Vorlage, die von der französischen Schauspielerin und Regisseurin in den 60ern mit enormen Erfolg für das Fernsehen adaptiert wurde, kaum mehr als ein europäisierter Abklatsch von Lassie ist, findet sich keine Spur Inspiration in Pierre Corés Versuch, den reichlich angestaubten Klassiker zu modernisieren. Letztes beschränkt sich hauptsächlich auf die Zeitebene, die in die Gegenwart verlagert wurde – zumindest pro forma. Noch überwiegt Tradition am provinziellen Pyrenäen-Schauplatz.

Dorthin verschlägt es Großstadtkind Sébastien (Robinson Mensah-Rouanet), der den Sommer in der Schäferei seiner Großmutter Corinne (Michèle Laroque) und jungen Tante Noémie (Alice David) verbringen soll. Die urbane Entfremdung von Natur und Tieren, die Seb anfangs mit Furcht oder Ekel betrachtet, ist nicht das einzige relevante Thema, das der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Alexandre Coffre auf zweifelhafte Weise angehen. Nicht nur die misshandelte Patou-Hündin Belle, mit der sich der kleine Protagonist anfreundet, werden absurd vermenschlicht. 

Wie viele vermeintlich kindergerechte Tierfilme verklärt die generische Geschichte Landleben und Nutztierhaltung zum realitätsfernen Idyll ohne dessen bekannte materielle, ethische und ökologische Probleme. Zu Schoßhündchen verniedlichte Wölfe implizieren ein Einverständnis der Wildtiere mit der Ausbeutung ihres Lebensraums, deren lukrative Maximierung gar als Happy End präsentiert wird. In diesem narrativen Kontext scheint die nachsichtige Darstellung der Tierquälerei Belles sadistischen Besitzers (Syrus Shahidi) eine besonders abgeschmackte Bestätigung der penetranten Kommerz-Message dieses überflüssigen Neuaufgusses eines längst erschöpften Stoffs.

Eine Fernsehserie, eine Anime-Serie, und drei vorangehende Verfilmungen eines nicht gerade originellen Kinderabenteuers geben Pierre Coré anscheinend die Gewissheit, dass seine an Cécile Aubrys gleichnamigen Büchern orientierte Geschichte eines kleinen Jungen und seiner treuen Hündin auch ohne einen Funken Phantasie Geld machen wird. Und das wird das Fließband-Familienkino auch mit adretten Landschaftsbildern, passablen Erwachsenendarsteller, flauschige Tiere und einem Plot ohne jegliche Überraschung. Bis auf das unglaublich geldgierige Ende, das zu den rein kommerziellen Ambitionen passt.

  • OT: Belle & Sébastien
  • Director: Pierre Coré
  • Screenplay: Cécile Aubry, Alexandre Coffre, Pierre Coré
  • Country: France, 
  • Year: 2022
  • Running Time: 96 min. 
  • Cast: Robinson Mensah-Rouanet, Michèle Laroque, Alice David, Caroline Anglade, Syrus Shahidi, Aurélien Recoing, Lou Lambrecht, Noa Faure-Duval, Noam Grasset, Alois Pedrono, Eloan Bernasconi-Straub, Raphael Sevault, Inès Pech, Samuel Mathieu, Marion Lecrivain, Laurent Collombert
  • Release date: 05.01.2022
  • Image © Splendid Film
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