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“France”: A misogynist media parody that sells sexism as satire

“France”: A misogynist media parody that sells sexism as satire

Alles nur falsches Theater, klagt Léa Seydouxs egozentrische Fernsehreporterin France de Meurs in einem kuriosen Moment dramaturgischen Selbstverrats in Bruno Dumonts patriarchalischer Posse. Deren doppeldeutiger Titel ist eine überdeutliche Bezugnahme auf den Zustand der Nation, den die seichte Story vorführzuführend meint. Tatsächlich postuliert das krude Karrierediagramm einzig die fragwürdige sozialpolitische Wahrnehmung des Regisseurs und Drehbuchautors. Der kombiniert Misogynie und Medienschelte zu einer kinematischen Klatschkolumne, ganz im Sinne der Anhänger der perfiden Propaganda einer luxusverwöhnten „Lügenpresse“. 

Deren Paradebeispiel ist die Hauptfigur, die im Dienste eines Fernsehsenders mit dem wenig subtilen Namen „I“ Frontberichte und Reportagen liefert. Krisenorte dienen dem unverwundbaren TV-Team als Kulisse eines kalkulierten Kriegskinos, dessen mutige Dokumentation humanitärer Katastrophen sich als effektive Inszenierung entpuppen. Wenn France in ein Flüchtlingsboot springt, schippert daneben die Jacht, auf der das Fernsehteam zwischendurch chillt. Qualitätsjournalismus präsentiert der Plot als lukrative Täuschung kaltblütiger Karrieristinnen wie France und deren schleimerischer Assistentin Lou (Blanche Gardin).

Beide sind konservative Karikaturen infantiler Inkompetenz, deren destruktive Demagogie aus der Umkehr reaktionärer Rollenbilder resultiert. Patente Kollegen müssen hilflos zusehen, wenn France und Lou auf Pressekonferenzen kichernd und tuschelnd Präsident Macron verhöhnen und durch technisches Unvermögen den TV-Sender blamieren. Kriegt France bei einem sexistischen „Kompliment“ eine Panikattacke, tröstet natürlich Shopping. Doch teure Geschmacksverirrungen, Ruhm und Reichtum lindern nicht Frances’ in unzähligen Nahaufnahmen ästhetisierte Anfälle hysterischer Heulerei: Der machiavellistische Medien-Star bleibt ein fragiles Frauchen. 

Unter dem Etikette der Satire verkauft Bruno Dumont ein buchstäblich larmoyantes Schmierentheater, das seine psychologisch platten Protagonistinnen ununterbrochen mit Verachtung übergießt. Die titelgebende TV-Ikone ist seine frauenverachtende Vision einer nationalen Malaise: eine megalomanische, materialistische, manipulative Medien-Marianne, auf den Sender-Sockel gestellt von einer oberflächlichen Anhängerinnenschaft, die blind ist für die angeblich von einer überbezahlten „Lügenpresse“ generierten „Fake News“. Die plumpe Parodie eines fabulierten Jetset-Journalismus enthüllt höchstens sich selbst als chauvinistische Schwurbler-Seifenoper.

  • OT: France
  • Director: Bruno Dumont
  • Screenplay: Bruno Dumont
  • Country: France
  • Year: 2021
  • Running Time: 133 min. 
  • Cast: Léa Seydoux, Juliane Köhler, Benjamin Biolay, Blanche Gardin, Emanuele Arioli, Gaëtan Amiel, Carey van Dyke, Jawad Zemmar
  • Release date: 02.06.2022
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