#movie #review #cinema #critic #film #festival #podcast

“Hellboy – Call of Darkness”: Höllisch mieses Roeboot exorziert Humor & Atmosphäre der Vorlage

“Hellboy – Call of Darkness”: Höllisch mieses Roeboot exorziert Humor & Atmosphäre der Vorlage

Wenn ein Regisseur ein Filmprojekt aus Budgetgründen ausschlägt, klingt das schnell nach Größenwahn. Doch schon die Eröffnungsszene der abortierten Fortsetzung dessen, was eine spaßige Comic-Trilogie hätten sein können, beweist, dies war nicht der Fall bei Guillermo del Toro. Sein mit Hellboy-Hauptdarsteller Ron Perlman angetretener Rückzug nach zwei erfolgreichen Adaptionen von Mike Mignolas Vorlage wirkt wie eine kuriose Analogie mit dem Kampf des Titelhelden (David Harbour). Ihn verlockt buchstäblich höllischer Ruhm als apokalyptischer Zerstörer. 

Ein Posten, den der einst von Nazis mit Hilfe Rasputins heraufbeschworene Halbdämon selbstverständlich nicht ausfüllt. Wahrscheinlich war ihm schlicht das CGI zu schäbig in der Hölle, deren Topographie und Kreaturen aussehen wie aus einem antiquierten PC-Spiel. Del Toros atmosphärische Düsterkeit ersetzt generische Kinderhorror, so einfallslos wie die funktionalistische Story um „Blutkönigin“ Nimue (Milla Jovovich). Ihr Rachefeldzug gegen die Menschen, deren Geheimbünde Schattenwesen methodisch ausrotten, hat eine komplexe Motivation, die Drehbuchschreiber Andrew Cosby plump übergeht.

Nuancen und den charakteristischen Sarkasmus exorziert das mit aseptischer Action verstopfte Reboot, das del Toros Message von der Menschlichkeit des scheinbar Dämonischen pervertiert. Dabei war die Ambivalenz und Koexistenz von Gut und Böse, insbesondere im Charakter des Protagonisten, Hauptqualität des Originals. Hellboys Zerrissenheit ist nurmehr kurzes Zaudern mit vorhersehbarem Ausgang. Laut der mit deutlichen Realitätsparallelen angelegten Filmideologie verdienen „andersartige“ Geschöpfe kein Leben inmitten Menschheit. Ausgenommen brave Handlanger wie Hellboy. Die erwartet noch Schlimmeres: ein Sequel.

  • OT: Hellboy – Call of Darkness
  • Regie: Neil Marshall
  • Drehbuch: Andrew Cosby, Mike Mignola
  • Produktionsland: USA
  • Jahr: 2019
  • Laufzeit: 114 min. 
  • Cast: David Harbour, Milla Jovovich, Ian McShane, Sasha Lane, Penelope Mitchell, Thomas Haden Church, Daniel Dae Kim, Sophie Okonedo, Brian Gleeson, Kristina Klebe, Alistair Petrie
  • Kinostart: 11.04.2019
  • Beitragsbild © Universum Film 
This piece first appeared …