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Sequel “Hoodwinked Too!” potenziert die Mankos von “Hoodwinked!”

Sequel “Hoodwinked Too!” potenziert die Mankos von “Hoodwinked!”

Ein Mädchen sieht rot: Fünf Jahre nach Hoodwinked! setzt Mike Disas dreidimensionale Fortsetzung auf Handfestes statt Märchenhaftes.

Hoodwinked zeigt, dass ein Erfolgsrezept Unkundigen nicht in die Hände fallen darf. Darum wird Rotkäppchens Granny (Glenn Close) von der bösen Hexe Veruschka (Joan Cusack) entführt, die mit der richtigen Formel die Weltherrschaft gebacken kriegen will. Als besonderer Leckerbissen nimmt die Veruschka auch Hänsel (Bill Hader) und Gretel (Amy Poehler) gefangen. Rettung bringen kann nur Grannys in jeder Hinsicht schlagfertige Enkeltochter Red Pucket (Hayden Panettiere), die sich mit ihrem Lieblingsfeind, dem bösen Wolf (Patrick Warburton), zusammenraufen muss.

Es ist verlockend, die Handlung als Allegorie des Dilemmas der Filmautoren zu interpretieren. Das Team von Hoodwinked! hatte mit der satirischen Revision des klassischen Märchenstoffs als Kette von Zufällen und Missverständnissen eine clevere Grundformel, der es nur an Feinschliff fehlte. Statt der Stärken arbeitet der Nachfolger jedoch deren Schwächen aus. Lauter, schneller und frecher will das Sequel sein, nicht nur als der eigene, sondern als jeder Vorgänger im Animationsgenre. Der Vorwurf, die Optik erinnere an ein Computerspiel, tut Letzteren Unrecht. Die nachlässigen Animationen spiegeln kongenial den rudimentären Plot, der das simple Jump-and-Run-Prinzip nur um eine Facette ergänzt: Fight. Grobe rundliche Formen lassen die Figuren trotz der wilden Kampfszenen so plump erscheinen, wie es die martialische Geschichte ist. Die Szenerie ergänzt in ihrer Detailarmut und Flächigkeit die konturlosen Figuren, die darin herumspringen, einander k.o. schlagen oder gefährliche Hindernisse überwinden. Die vorgeblichen Insider-Gags, die aus den Begegnungen entstehen, sind so banal, dass sie junge und ältere Zuschauer gleichermaßen anstrengen anstatt zu erheitern. Umso mehr, da die wahlweise abfälligen oder platten Sprüche im Stakkato der Kung-Fu-Attacken niederprasseln. Ein verbaler Seitenhieb sitzt erst, wenn ihn ein physischer begleitet.

Die Farbgebung ist so stumpf und vordergründig wie die mit ihren populärkulturellen Anspielungen und Genre-Referenzen am Kinderpublikum vorbeigehenden Witze: Verweise auf Psycho, Die Hard und Silence of the Lambs und die aus der Literatur in die Märchenwelt verirrte Heidi wird gesprochen von Heidi Klum. Die willkürlich aus Sagen, Kunstmärchen und Kinderversen rekrutierten Nebenfiguren betreten das Szenario lediglich als Stichwortgeber, die Red und ihren Gefährten den nächsten Lacher garantieren sollen.

Die hervorstechendste Eigenschaft des Werks ist seine Lieblosigkeit. Das Desinteresse erstreckt sich bis auf die eigenen Filmcharaktere, die lediglich durch äußere Erkennungszeichen an die Märchenfiguren erinnern. Das einer gelungenen Parodie eigene Verständnis und Interesse für das Original fehlt dem Autorentrio. Ihr herablassender Spott richtet sich nicht nur gegen Märchen, Kindergeschichten und deren Autoren, sondern diejenigen, die sie lesen. Wer nenne seine Kinder überhaupt Hänsel und Gretel, fragt der Wolf. Red Pucket und Veruschka, suggeriert der Dialogsatz, seien doch viel bessere Namen. Wie überlegen sich das hektische Spektakel fühlt, stellt die krude Mischung aus Serienreferenzen und unstrukturiertem Metatext unmissverständlich klar: „Warum liest du dieses Buch? Niemand liest mehr Bücher. Filme sind immer viel besser, besonders Fortsetzungen!“ Nein, nicht immer. Nicht in diesem Fall, wo nur der Schlusssong die Gefühle des Zuschauers trifft: „You’ve been hoodwinked.

  • Beitragsbild © StudioCanal
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