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Hirntot: “Pride, Predjudice & Zombies” verreckt auf der Leinwand

Hirntot: “Pride, Predjudice & Zombies” verreckt auf der Leinwand

War Seth Grahame-Smiths gleichnamige Vorlage so mies? Leider ja. Regisseur Burr Steers verpasst dem blutleeren Bestseller die Verfilmung, die er verdient. Eine gute Seite hat das Jane-Austen-Slash-up. Grahame-Smiths Werke werden vom Grabbeltisch ins Regal mit den Neuerscheinungen geräumt, ausgestattet mit einem „Das Buch zum Film“-Aufkleber. Das sparrt Ressourcen, wenn auch weniger als der Film verschwendet hat. Vielleicht wird sogar Austens Roman mit einem solchen Aufkleber beworben. Ein Grund mehr für die Autorin, im Grab zu rotieren. Der brave Zombie-Historienschinken ist reaktionärer als alles, was Austen je schrieb. Ein Witz wird totgeritten und endlos reanimiert. Die öden Kampfszenen sind mit mehr Sittsamkeit inszeniert, als sich Mrs. Bennet (Sally Phillips) von den sensiblen Heldinnen Elizabeth (Lily James) und Jane (Bella Heathcote) wünschen könnte. Zwischen den Figuren, ob Freund, Feind oder erst das eine und dann das andere, besteht keinerlei Chemie. Settings und Kostüme versprühen den Charme einer drittklassigen TV-Produktion.

Dieses Versagen auf allen Ebenen lenkt die Aufmerksamkeit unweigerlich auf das Einzige, was der plumpen Inszenierung gelingt. Das ist eine bizarre Blaupause des Klassenkampfs: Mit der Zombie-Seuche infizierte Bauern greifen die Obrigkeit an formieren gegen sie eine Armee. Kontrolliert werden sie von einem Revoluzzer, der sie mit Nahrung und ideologischer Doktrin füttert. Die Rotte frisst nun Adelige und Neureiche, die sich bei Tanz und Kartenspiel vergnügen. Die Wohlhabenden, die aus den Armen Kanonenfutter machten, werden nun Zombiefutter. Aber Obacht! Bei Regisseur Steers sind die feinen Schnösel die Retter der Menschheit und die Bauerntrampel praktisch dazu geboren, niedergemetzelt zu werden. Neben Zombies wird der Geist des Austen-Romans massakriert und dessen zeitlose Beobachtungen ins Gegenteil pervertiert. Die Oberflächlichkeit und das Kalkül der Klassengesellschaft, die Austen geistreich kritisierte, werden nun idealisiert. Liebe auf den ersten Blick, die Austen als realitätsfernes Romankonstrukt demaskierte, erfasst Elizabeth und Mr. Darcy (Sam Riley). Die Unbeständigkeit Mr. Bingleys (Douglas Booth) ist plötzlich wahre Liebe. Die resignative Zweckehe von Elizabeths Freundin Charlotte (Aisling Loftus) mit dem unausstehlichen Mr. Collins (Matt Smith)? Nebensache.

Ablenkung verschafft das lustvolle Niedermetzeln der Unterklassen-Zombies. Deren Anführer ist ein Dienstbotensohn, dem der Altadel unklugerweise Gutes tat. Der Kontakt mit der Unterschicht, dem auch 200 Jahre später negative Auswirkungen nachgesagt werden, ist für die privilegierten Protagonisten buchstäblich infektiös. Meistens endet die Begegnung allerdings tödlich für die Untoten, deren Kommunikationsversuche stets mörderische Schlichen sind. War die Story mit einem Titel, neben dem Werewolf in a Girl’s Dormitory wie Poesie klingt, eine Klassenkampfparabel gedacht? Nun, Grahame-Smith meinte über Stolz und VorurteilEs scheint fast, als hätte Jane Austen unterbewusst die perfekte Grundlage geschaffen, damit ein ultrabrutales, Zombie-Massaker stattfinden kann.“ Gleichsam schuf er die perfekte Grundlage für ein ultra-elitäres Feudalismusmärchen. Um das auf die Leinwand zu bringen, ist Steers genau der Richtige. Für eine Splatter-RomCom ist er der Falsche.

  • OT: Pride and Predjudice & Zombies
  • Regie: Burr Steers
  • Produktionsland: UK, USA
  • Jahr: 2016
  • Laufzeit: 108 min.
  • Cast: Lily James, Burr Steers, Sam Riley, Jack Huston, Bella Heathcote, Douglas Booth, Matt Smith, Charles Dance, Lena Headey
  • Kinostart: 09.06.2016
  • Beitragsbild © Universum Film/ SquareOne Entertainment

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