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“The Albanian Virgin” replicates the gender roles it pretends to criticise

“The Albanian Virgin” replicates the gender roles it pretends to criticise

Nicht nur der Vergleich mit auf jeder Ebene überlegenen Werken wie Laura Bispuris Sworn Virgin lassen Bujar Alimanis filmische Darstellung der über Jahrzehnte kaum beachteten Figur der Burrnesha ebenso paternalistisch wie profan wirken, sondern gerade dessen Aspirationen zu erhabenem Emanzipationskino. Dazu ist die generationsübergreifende Geschichte der jungen Luana (Rina Krasniqi), die Ende der 60er Jahre in der albanischen Provinz den traditionellen Keuschheitsschwur ablegt, um fortan die soziale Rolle und Privilegierung eines Mannes einzunehmen, das Gegenteil. 

Verantwortlich dafür ist ironischerweise das gestrige Genderbild des Regisseurs. Der definiert sämtliche Frauenfiguren, allen voran die vorgeblich eigenwillige und unabhängige Protagonistin, über ihre familiären und emotionalen Beziehungen zu Männern. Letzte sind in Luanas Fall ihr in der erzkonservativen Dorfgemeinschaft respektierter Vater und ihre Jugendliebe Agim. Der Sohn städtischer Dissidenten lehrt sie lesen – entsprechend des sexistischen Narratives, dass Frauen vermeintlich unweibliche Fähigkeiten nur von Männern übernehmen könnten – und initiiert damit eine konventionelle Abenteuerromanze um verbotene Liebe.

Der andere Hauptantrieb der eindimensionalen Heldin ist, den Tod ihres Vaters zu rächen. Die komplexen Motive, aus denen Frauen eine Männerrolle zum Preis der weiblichen Identität anstrebten, die permanente Repression patriarchalischer Strukturen und die inhärente Problematik eines überholten Konzepts binärer Geschlechtsidentität ignoriert die unausgegorene Story. Darin dient Luanas in den letzten Akt der überlangen Handlung verschobene Entscheidung vorrangig zur Untermauerung des sexistischen Mythos, sexuell inaktiv, ledig und kinderlos zu bleiben sei das Tragischste aller Frauenschicksale.  

So faszinierend die historischen Hintergründe Albaniens eingeschworener Jungfrauen sind, so banal und beschränkt ist Bujar Alimanis Interpretation der Thematik. Im optisch gefälligen, doch gänzlich uninspirierten Rahmen eines wildromantischen Historiendramas wie Jack Londons mehrfach zitierten White Fang erzählt der Regisseur eine vor Klischees und Konventionen strotzende Liebesgeschichte. Die banalisiert patriarchalische Dogmen, misogyne Gewalt und Genderbilder zu Zeit- und Lokalkolorit. Statt glaubhafter Charaktere verkörpern die mittelprächtigen Darstellenden soziale Konstrukte, die so wenig zeitgemäß sind wie die Message.

  • OT: The Albanian Virgin
  • Director: Bujar Alimani
  • Screenplay: Katja Kittendorf
  • Country: Albania, Germany
  • Year: 2021
  • Running Time: 120 min. 
  • Cast: Mimoza Azemi, Fatlume Bunjaku, Kasem Hoxha, Astrit Kabashi, Rina Krasniqi, Gresa Pallaska, Shkurte Sylejmani, Alban Ukaj, Jonida Vokshi, Nik Xhelilaj
  • Release date: 09.02.2023
  • Image © drei-freunde
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