#movie #review #cinema #critic #film #festival #podcast

“Sachertorte” watching this is like eating way too much of the old titular cake

“Sachertorte” watching this is like eating way too much of the old titular cake

Wiener Schmankerl, Wiener Schmäh, Wiener Schluss: Mit diesen abgestandenen Zutaten inszeniert Tine Rogoll ihr Spielfilmdebüt, das sich halb wie eine komprimierte TV-Serie anfühlt, halb wie ein überlanger Werbeclip für das Titelprodukt und dessen prominentes Herstellungshotel. Dort sitzt Karl (Max Hubacher), der sich berufsmäßig Quiz-Fragen ausdenkt, Tag ein Tag aus und wartet auf die große Liebe. Die heißt Nini (Michaela Saba) und isst im Hotel alljährlich zu ihrem Geburtstag ein Stück der titelgebenden Torte.

Genau wie Karl, der darin die einzige Chance sieht, die Zufallsbekanntschaft wieder zutreffen. Wie es von hier aus weitergeht, ist so zuverlässig und vorhersehbar wie Karls alltägliche Bestellung für das Café-Personal. Der gebürtige Berliner verliebt sich in die österreichische Hauptstadt und in die hilfsbereite Bäckerin Miriam (Maeve Metelka), deren Coffee Shop eine bürgerliche Alternative zum luxuriösen Hotel-Himmel darstellt. Nebenbei menschelt es zwischen Karl und Sacher-Stammgästen wie der distinguierten Fanny Sawallisch (Krista Stadler).

Die großmütterliche Dame steht dem jungen Hauptcharakter zwar mit Rat und Opernkarten zur Seite, unterstreicht aber letztlich dramaturgisch die Unvereinbarkeit ihrer jeweiligen Gesellschaftsklassen. Ein Bürgerlicher wie Karl kann im Hort der Hautevolee immer nur Gast sein, und wenn Fanny die Zuneigungsbeweise des unterwürfigen Oberkellners Herr Schwartz (Karl Fischer) endlich erhört, ändert dies wenig am materiellen Machtgefälle zwischen den beiden. Diesen altbackenen Hierarchien gilt die klebrig-süße Leinwand-Liebeserklärung mindestens ebenso wie dem Märchen vorbestimmter Mittelstandsmonogamie. 

Nach einem dramaturgischen Rezept, so einfallslos und abgestanden, dass selbst das unerfahrenste Publikum es längst auswendig kann, inszeniert Tine Rogoll ein mit klebrig-süßem Konservativismus, Product-Placement und Retorten-Romantik vollgestopftes Langfilm-Debüt. Dessen ästhetisch einer Lindt-Reklame gleichende Story serviert mit dickem Zuckerguss eine moralinsaure Predigt in Pragmatik, die ihre narrativen Mankos dialogisch schönredet. Das Bisschen Charme, das die Darstellenden mitbringen, macht die so dringend Schwung und Ironie benötigende Liebelei kaum bekömmlicher.

  • OT: Sachertorte
  • Director: Tine Rogoll
  • Screenplay: Wenka von Mikulicz, Robin Getrost, Stephanie Leitl
  • Country: Austria, Germany
  • Year: 2022
  • Running Time: 112 min. 
  • Cast: Paul Basonga, Ruth Brauer, Detlev Buck, Hilde Dalik, Sebastian Jakob Doppelbauer, Karl Fischer, Pascal Giefing, Selina Graf, Maria Happel, Max Hubacher, Benedikt Kalcher, Samuel Koch, Sarah Elena Timpe, Maeve Metelka, Cornelius Obonya, Michaela Saba, Krista Stadler
  • Release date: 14.11.2022
  • Image © Amazon Prime
This piece first appeared …