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“Dancing Pina” ignores so many existential questions while still looking pretty

“Dancing Pina” ignores so many existential questions while still looking pretty

Obwohl der Schaffensprozess in seiner Vielschichtigkeit zentrales Motiv und Momentum Florian Heinzen-Ziobs dritten Dokumentarfilms ist, schafft den nachhaltigsten Eindruck darin die Erfahrung des Verlusts. Wochenlang studieren die jungen Mitglieder der senegalesischen Kompanie École des Sables intensiv eine Choreographie Pina Bauschs, deren Werk und Wirken die beiden parallelen Handlungsstränge ideell verbindet, nur um dann nach der erfolgreichen Probe zu erfahren, dass sämtliche Aufführungen abgesagt sind. Der Lockdown zerstört nicht nur die Träume der Tänzer*innen.

Die Erschütterung und die vorgebliche Alternative, die der Regisseur dazu anbietet, rührt an eine unmittelbar mit dem unterliegenden Thema des Tanzfilms verknüpfte Frage: Ist es möglich, den Geist eines Projekts oder eines Menschen in neuer Form wiederauferstehen zu lassen? Die Antwort der idealistischen Inszenierung darauf ist ein klares Ja, trotz der in eine andere Richtung weisenden Kommentare der Mitwirkenden, die einst selbst mit Bausch zusammenarbeiteten, und das Wie ist enttäuschend konventionell, insbesondere angesichts ihrer Innovation.

Von letzter erweckt das spärlich eingesetzte Archivmaterial nur flüchtige Eindrücke. Der Fokus ruht ganz auf der Neuinterpretation des École des Sables sowie der als lokaler und stilistischer Kontrastpunkt gewählten Aufführung der Iphigenie auf Tauris in der Dresdner Semperoper. Deren im Vergleich zum senegalesischen Standort am Meeresstrand äußerst klassische, fast konservative Schauplatz tritt in den Hintergrund. Dieses Ungleichgewicht kulminiert in einer Schlussaufführung, deren Anmut die ambivalente Überhöhung des filmischen Mediums als Ersatz für reale Interaktion überschattet.

Die Ausdruckskraft vor allem der jungen Tänzer*innen, die Pina Bauschs Stücke mit ihren individuellen Persönlichkeiten füllen, machen es leicht, verdecken inszenatorische und inhaltliche Schwächen Florian Heinzen-Ziobs Dokumentarfilms. Darin geht es wie bereits in seinen vorherigen Kinodokumentationen um Lernprozesse, die ein tieferes Verständnis der Materie einschließen. Die titelgebende Choreographin verblasst zum Synonyme für technische Brillanz. Diese funktionalistische Perspektive passt zu einer Inszenierung, die verkennt, wie viel mehr ein direktes Kunsterleben gegenüber dessen Filmaufnahme ist.

  • OT: Dancing Pina
  • Director: Florian Heinzen-Ziob
  • Screenplay: Florian Heinzen-Ziob
  • Country: Germany
  • Year: 2022
  • Running Time: 111 min. 
  • Cast: Malou Airaudo, Clémentine Deluy, Josephine Ann Endicott, Jorge Puerta Armenta, Sangeun Lee, Courtney Richardson, Julian Amir Lacey, Francesco Pio Ricci, Gloria Ugwarelojo Biachi, Luciene Cabral, Franne Christie Dossou, Tom Jules Samie
  • Release date: 15.09.2022
  • Image © Mindjazz Pictures
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