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Cannes ’22 Competition: “Leila’s Brothers”

Cannes ’22 Competition: “Leila’s Brothers”

Mit seinem halben Dutzend eigenwilliger Hauptfiguren, der episodischen Struktur und zwischen Melodrama und Tragikomik mäandernden Handlung wirkt Saeed Roustayis Wettbewerbsbeitrag oftmals mehr wie eine Vorabend-Serie als eine differenzierte Betrachtung durch patriarchalische Gesellschaftsstrukturen verschärfte Familienkonflikte. Rafft sich der iranische Regisseur in den fast drei Stunden seiner romanesken Story doch ab und an zu tierschürfendem Drama auf, wirkt das so halbherzig wie die Unternehmungen der titelgebenden Brüder. Die Mittvierziger hocken die meiste Zeit in der engen Wohnung des greisen Papas Esmail (Saeed Poursamimi), der wie alle der abhängigen Charaktere seine eigene fixe Idee von einem besseren – oder zumindest bequemeren – Leben verfolgt. 

Einzige Erwachsene unter den großen Jungs ist Leila (überzeugend: Taraneh Alidoosti), die sowohl ihre Loser-Sippe als auch die Handlungsfäden der holprigen Inszenierung zusammenhält und dafür von beiden an den Rand delegiert wird. Während Alireza (Navid Mohammadzadeh), Parviz (Farhad Aslani), Farhad (Mohammad Ali Mohammadi) und Manouchehr (Payman Maadi) zu feige, kriminell, kindisch oder faul sind, wird Leilas Potenzial auf familiärer und sozialer Ebene durch das repressive Patriarchat erstickt. Doch Roustayi hat für die Auswirkungen weiblicher Aktionsunfähigkeit innerhalb der iranischen Gesellschaft so wenig Verständnis wie für Esmails Bedürfnis nach Respekt oder die Auswirkungen von Armut. Alles bleibt reine Behauptung, auch die Systemkritik. 

  • OT: Leila’s Brothers
  • Director: Saeed Roustayi
  • Screenplay: Saeed Roustayi
  • Country: Iran
  • Year: 2022
  • Running Time: 165 min. 
  • Cast: Taraneh Alidoosti, Saeed Poursamimi, Navid Mohammadzadeh, Payman Maadi, Mohammad Ali Mohammadi, Farhad Aslani, Mehdi Hosseinina, Nayereh Farahani
  • Release date: –
  • Image © Wild Bunch
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