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Cleanliness cult can’t cut it in “A Pure Place”

Cleanliness cult can’t cut it in “A Pure Place”

Eine Zeit, in der ritualisiertes Händewaschen zum Politikum und Dauer-Desinfektion zum scheinheiligen Zeichen bürgerlicher Besorgtheit geworden ist, scheint wie geschaffen für Nikias Chryssos’ zweite Kinoarbeit. Die allerdings konstruiert fernab aller Gegenwartsbezüge einen buchstäblichen Reinlichkeitskult, der sich unter Führung des exaltierten Fust (Sam Louwyck) auf einer griechischen Insel der Seifenherstellung widmet. Klingt nach Satire und sieht auch so aus, allerdings unfreiwillig. Offenkundig wussten der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Lars Henning bis zuletzt selbst nicht, welche Art Geschichte sie erzählen wollen: Eine Parodie auf mit obskuren Gesundheitsversprechen und „Cleansing“ werbende Kosmetikmarken? Oder doch lieber einen konventionellen Thriller um einen perfiden Sektenguru?

Als solcher bleibt der seine Anhängerschaft mit Taschenspielertricks beeindruckende Fust so unterentwickelt wie der kindliche Hauptcharakter. Paul (Claude Heinrich) fürchtet um seine jugendliche Schwester Irina (Greta Bohacek), die aus den verdeckten Quartieren der als Kindersklaven schuftenden Erstlinge zu den in neoklassizistischen Gewändern wandelnden Erwachsenen befördert wurde. Gewichtige Themen wie Kinderarbeit, sexueller Missbrauch und psychologische Manipulation bis Massenmord werden aufgegriffen und prompt wieder fallengelassen. Die Motive der Protagonist*innen bleiben ähnlich verworren wie die Inszenierung. Deren blamabel Billigbilder, hölzernes Schauspiel und platte Vers-Phrasen erinnern an einen Werbespot, der nicht nur Guru-geprägten Waschbarren verlaufen will, sondern mystifizierte Misogynie und Moralkonservativismus.

  • OT: A Pure Place
  • Regie: Nikias Chryssos
  • Drehbuch: Lars Henning Jung, Nikias Chryssos
  • Produktionsland: Germany
  • Jahr: 2021
  • Laufzeit: 90 min. 
  • Cast: Sam Louwyck, Greta Bohacek, Claude Heinrich, Daniel Sträßer, Daniel Fripan, Wolfgang Ceczor, Lena Lauzemis, Mariella Josephine Aumann, Chara Mata Giannatou, Adrian Frieling, Vasiliki Troufakou, Katerina Zafeiropoulou
  • Kinostart: 25.11.2021
  • Beitragsbild © Koch Films
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