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“New in Town”: Neuster Aufguss eines überholten Subgenres

“New in Town”: Neuster Aufguss eines überholten Subgenres

Jonas Elmers Neuaufguss einer schon unzählige Male gedrehten Rom-Com erzählt die Geschichte einer unglücklichen Karrierefrau, die im bürgerlichen Ehe- und Hausfrauendasein wahres Glück findet. Dieses Mal mimt Renee Zellweger die Protagonistin, an der sich all die Heerscharen unerfüllter, kaltherziger, sich insgeheim nach Gatten, Kindern und Heimeligkeit am Herd sehender Frauen sich ein Vorbild nehmen sollen. Traut euch das, was die erzreaktionäre Chauvi-Schnulze als urweibliche Schwäche ansieht, endlich einzugestehen. Seid wie Lucy Hill. Also, nicht die Hill zu Beginn der vorhersehbaren Story. Die ist laut Pressematerial eine “zickig-knallharte” Materialistin. Danke, liebe Mitarbeiter der Pressebetreuung, dass ihr das von Hollywood zelebrierte Negativklischee so schön untermauert.

Im winterlichen Minnesota soll die aus Miami angereiste Hill eine Fabrik umstrukturieren. Die als skrupellose Entlassungspolitik dargestellte Neuorganisation hat die sie zwar nicht entschieden, aber die Böse ist sie trotzdem. Warum arbeitet sie als Frau überhaupt? Da braucht sie sich nicht wundern, wenn sie in der Ortskneipe niemand bedienen will und die Fabrikangestellten sie mobben. Solche Ressentiments und Intoleranz findet das Drehbuchautoren-Team Kenneth Rance und V. Jay Cox megakomisch. Natürlich lernt die Städterin beizeiten die gottesfürchtigen, Tapioka-Brei kochenden, Strickpulli tragenden Dorfmenschen zu lieben. Besonders den Gewerkschaftsvorsitzenden Ted (Harry Connick, Jr.), der obendrein bei der freiwilligen Feuerwehr arbeitet und womöglich noch bei den Chippendales.

Falsche Vorstellungen weckt bereits der Titel: New in Town? Hauptschauplatz ist ein Kaff. Ekelige Hausmannskost zu verschmähen ist dort ein Sakrileg, fast so schlimm wie Witze über Jesus. Anziehen, was gefällt, darf Frau hier auch nicht. Hills Style ist den Anwohnern offenbar zu unkeusch. Hills Anpassungsschwierigkeiten an die widrigen Bedingungen gelten als Arroganz. Ergeht sich der Plot nicht in blasierter Schadenfreude, dominiert Klamauk. Kleidungsschikanen dienen als unverzichtbare Gag-Quelle. Ein Entkommen aus der humorlosen Hölle gibt es nicht, weder für das Publikum noch für die Projektionsfigur reaktionärer Werte. Selbst Renee Zellweger rettet nicht dieses üble Exemplar einer Filmgattung, die es so lange geben wird, wie Chauvinisten in Hollywood das sagen haben – also voraussichtlich für immer.

  • OT: New in Town
  • Regie: Jonas Elmer
  • Drehbuch: Kenneth Rance, V. Jay Cox
  • Produktionsland: USA, Kanada
  • Jahr: 2009
  • Laufzeit: 96 min.
  • Cast: Renee Zellweger, Harry Connick, Jr. , J. K. Simmons, Frances Conroy
  • Kinostart: 26.11.2009
  • Beitragsbild © Senator