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Berlinale ’11: Disharmonisch & unpoetisch tönt “The Ballad of Genesis and Lady Jaye”

Berlinale ’11: Disharmonisch & unpoetisch tönt “The Ballad of Genesis and Lady Jaye”

Die Berlinale wäre nicht komplett, ohne diese absurden, nervigen, irritierenden Werke. Zu ihnen zählt das filmische Porträt, welches die französische Regisseurin Marie Losier dem Selbstinszenator und Performance-Entwickler Genesis widmet. Gäbe es einen Berlinale-Bären für den verheißungsvollsten Filmtitel, wäre dieses Werk ein heißer Anwärter. Allein die Formulierung „The Ballad of“ weckt Assoziationen mit Epen, Western und Tragödien. Offenbar soll Losiers mal unfreiwillig, mal verkrampft komisches Werk auch episch und tragisch sein Der Mix aus egozentrischer Dokumentation und Experimentalfilm ist eine Hommage an Genesis und seine verstorbene Lebenspartnerin Lady Jaye. 

Kennen lernte das ungewöhnliche Paar einander in den wilden Jahren von Genesis, der damals nach eigener Aussage „auf Parties ging, Extasy schmiss, eine nette Zeit hatte.“ Da Parties feiern unter Drogeneinfluss nicht unbedingt erholsam ist, „bemerkte ich irgendwann, dass ich schlafen musste.“ Zufällig landete er bei Lady Jaye, die damals als Domina arbeitete und über einen eigenen Folterkeller verfügte. Gastfreundlich erlaubte sie ihm, bei ihr zu nächtigen: „Aber du musst im Folterkeller schlafen.“ Ein wenig klingt dies nach dem Märchen „Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen“. Wie der Grimmsche Held ließ sich Genesis nicht schrecken. Nach einer Nacht im Folterkeller erblickte er beim Aufwachen Lady Jaye. Beide hatten „das tiefe, tiefe Gefühl, keine Individuen mehr sein zu wollen, sondern ein Wesen“. Damit jeder das Geschilderte nachfühlen kann, besingt der Film die Beziehung in Bildern. 

Der Großteil der von Genesis’ bizarren Performance-Clips unterbrochenen Doku besteht aus Heimvideos des Paares. Vielleicht gibt es Menschen, die ihre Partnerin noch mehr lieben, wenn sie in der Küche mit Kräuterbündeln anstelle von Pompoms Cheerleader spielt. Für die meisten wäre dergleichen ein Trennungsgrund. Beiläufige Kommentare dazu werfen ein ungewollt enthüllendes Licht auf die Handlung: „Voll von nutzlosen Informationen“, „was sollen wir nur mit all dem Kram anstellen?“. In einer Szene holt der Sänger eine seiner alten Schallplatten hervor und lobt einen selbst ausgedachten Sinnspruch, den er auf die Hülle drucken ließ: „Wir haben nichts zu sagen und wir sagen es.“ Wer mehr auf Inhalte steht, erspart sich das und das Ende vom Lied.

  • Beitragsbild © Berlinale
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