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Welcome to Hellville: “A Cure for Wellness” krankt an Hybris & Hokuspokus

Welcome to Hellville: “A Cure for Wellness” krankt an Hybris & Hokuspokus

In einer kritischen Szene von Gore Verbinskis Mysteryhorror steht selbst einer der Hauptcharaktere fassungslos vor den Trash-Tiefen, in die Justin Haythe Drehbuch sich hinabstürzt. Kein Wunder, der Mensch hat nicht die letzte Zusammenarbeit der beiden gesehen. Ähnlich wie The Lone Ranger die dramatischen Möglichkeiten der Geschichte in einer Actionexplosion in Schutt und Asche legte, äschert A Cure for Wellness die exzellente Prämisse in einem Fegefeuer der Eitelkeit ein. Zuvor pirouettiert der Plot mit hypnotischer Monotonie auf der Stelle, wie die Spieluhrballerina, die der junge Hauptcharakter (Dane DeHaan) von seiner Mutter erhält.

Die Miniatur ist eines der ominösen Vorzeichen, mittels derer die Inszenierung in der ersten halben Stunde effektiv Atmosphäre aufbaut. Banker Mr. Lockhart ist trotz seiner Jugend maximal korrupt und zynisch. Qualitäten, die seine skrupellos Wall-Street-Vorgesetzten schätzen. Deshalb schicken sie ihn zu einem obskuren Schweizer Sanatorium, um ein abtrünniges Schäfchen zurückzuholen. Jenen Mr. Pembroke hat eine Sinneswandlung bewogen, Körper und Geist am Fuße der Alpen vom giftigen Odem der Gier zu reinigen. Bei der Ankunft auf der Gruselversion von Thomas Manns „Zauberberg“ erfährt Lockhart neben pikanten Details über die Erbauer des Kurschlosses, dass niemand so bald wieder auscheckt. Nach einem Autounfall mit einem Taxifahrer, der wortwörtlich zum Deus cum Machina wird, erwacht Lockhart hüfthoch eingegipst als einer der Patienten.

Die kostet der Aufenthalt, wie der unsympathische Held richtig ahnt, nicht nur gesunde Zähne. Ein kindliches Sexobjekt (Mia Goth) traumtanzt barfuß durch die Burg wie die Ballerina, Pfleger lesen – genau – Thomas Mann und Lockhart erwartet ein unnötiger Zahnarztbesuch Chefarzt Dr. Vollmer (Jason Isaacs) spricht von einer Kur, die symbolische Buße für die brutale Businessmentalität scheint. Sein Entsetzen ist groß, als das klinisch-saubere Gruselflair in einen Schlock-Schocker mutiert und er zum Dr. X-liken Monster: „Das soll also hinter all dem hier stecken?! Der böse Arzt, der seine Patienten abmurkst?“ Gut diagnostiziert. Ein Mann kann die Wahrheit nicht ungesehen machen, heißt es einmal. Nach der filmischen Rosskur weiß jeder, wie grausam das ist.

Beitragsbild © Fox