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Berlinale ’20 Special: “Onward” is rather backward in its nostalgia for old days of male heroes

Berlinale ’20 Special: “Onward” is rather backward in its nostalgia for old days of male heroes

Dass in Dan Scanlons zweitem Animationsabenteuer unter der modernen Oberfläche eines RPG-Universums uralte Zauberkräfte schlummern, die es nur zu erwecken gilt, ist eine reichlich euphemistische Allegorie für die undifferenzierte Vergangenheitsverklärung der formelhaften Story. Deren familientaugliches Crossover aus Fantasy und Buddy-Comedy delegiert weibliche Figuren auf Randplätze, die sie bereits in den nostalgisch ironisierten Kartenspielen innehatten. Platz da für zwei klischeehafte Cis-Charaktere auf Mannwerdungsmission. Nichts anderes ist die Suche, die Elfenbrüderpaar Ian (Tom Holland) und Barley (Chris Pratt) antritt.

Beider Absicht, den verstorbenen Vater herbeizuzaubern, unterstreicht das Kernmotiv vermeintlicher Unverzichtbarkeit männlicher Rollenmodelle für Söhne. Denen genügt die tougheste Mutter (Julia Louis-Dreyfus) nicht, solange ein Erzieher fehlt. Die Vaterfunktion an einen Bruder abzugeben ist zu wenig Modernisierung angesichts patriarchaler Konventionen und narrativer Stereotypen wie der buchstäblichen Bromance. Die entwickelt sich zum simplifizierten, homophobiekompatiblen Abklatsch von Frozen, geschaffen für Zuschauer, die eine Identifikation mit Frauenfiguren unzumutbar finden – und altmodischer sind als die Rollenspiele, deren Real-Parodie als alleiniger Dauergag dient.

  • OT: Onward
  • Regie: Dan Scanlon
  • Drehbuch: Keith Bunin, Dan Scanlon, Jason Headley
  • Produktionsland: USA
  • Jahr: 2020
  • Laufzeit: 103 min. 
  • Cast: Tom Holland, Chris Pratt, Julia Louis-Dreyfus, Octavia Spencer, John Ratzenberger, Ali Wong, Lena Waithe, Mel Rodriguez
  • Kinostart: 05.03.2020
  • Beitragsbild © Berlinale / Walt Disney